Neuromotorik

Was ist Neuromotorik?

Neuromotorik befasst sich mit dem Zusammenhang von Bewegung und Entwicklung der Gehirnfunktionen. Bewegung beeinflusst maßgeblich die Entwicklung des Kindes auf körperlicher, geistiger, kognitiver und sozialer Ebene. Neuromotorisches Training stärkt die Verbindung zwischen unserem Gehirn und den Muskeln.
Die frühkindliche Entwicklung ist von großer Bedeutung für das spätere Leben. Dabei spielen gerade die ersten 12 bis 18 Lebensmonate eine große Rolle. Entscheidend ist, wie sich das Kleinkind im neuromotorischen Aufrichtungsprozess aus der liegenden Position über verschiedene Haltungen bis zum aufrechten Stand hocharbeitet.

Neuromotorischer Aufrichtungsprozess

Aus der Bauchlage heraus sollte jedes Kind den Hand-Becken-Stütz erreichen. Dadurch findet auch die größtmögliche Streckung der Wirbelsäule und des Rumpfes statt. Aus der Rückenlage heraus sollte das Kleinkind über einen längeren Zeitraum das Auge-Hand-Mund-Fuß-Zusammenspiel praktizieren. Dadurch findet auch eine größtmögliche Dehnung und Beugung der Wirbelsäule und des Rumpfes statt. 

Nimmt der Säugling diese Haltungen spielerisch und ausgiebig beim Erproben seines Körpers und Lebensraumes ein, verläuft die weitere Entwicklung meist ohne Abweichungen vom normalen Aufrichtungsprozess: eigenständiges Umdrehen, koordiniertes Krabbeln, sicheres Gehen, gutes Gleichgewicht ohne ständig zu stürzen. Mit jeder stabilen Haltung, die das Kind während des ersten Lebensjahres eigenständig einnimmt, werden die Sinne dabei aufeinander abgestimmt. Es kommt zur sensorischen Integration der vestibulären (Gleichgewicht), propriozeptiven (Kraftsinn), interozeptiven (Eigenwahrnehmung), taktilen (Tastsinn), visuellen und auditiven Reize. Das ist eine wichtige Basis für die weitere optimale Entwicklung des Kindes.

Bei manchen Säuglingen sind allerdings geringe Abweichungen im neuromotorischen Aufrichtungsprozess zu beobachten: das Baby bevorzugt z.B. nur die Rückenlage oder nur die Bauchlage, nimmt immer eine gleiche, asymmetrische Haltung ein, tut sich schwer seinen Blick gezielt auf nahe Gegenstände zu richten oder das Baby reagiert mit Schreien, wenn man dessen Lage verändert. Es kann auch sein, dass es dem Säugling zwar gelingt, sich mit den Armen hochzustützen, aber die Handflächen dabei noch gefaustet sind und der Kopf noch zu stark in den Nacken genommen wird. Wenn der Säugling kein Interesse zeigt, seine Füße mit dem Mund zu ergreifen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es ein „bequemes“, bewegungs-unfreundliches Kind wird. Diese Beobachtungen sind Hinweise darauf, dass das Kleinkind Schwierigkeiten hat, sich eigenständig gegen die Schwerkraft aufzurichten und den neuromotorischen Aufrichtungsprozess vollständig zu durchlaufen.

Neuromotorische Defizite

Treten in der frühen Kindheitsphase Abweichungen vom Aufrichtungsprozess auf (z.B. fehlender Mundschluss, Verweigerung der Bauchlage, wenig Aktivität in Rückenlage, Kopfgelenksdysfunktion bzw. Schiefhals, kein Ellbogen-Becken-Stütz, kein oder falsches Krabbeln) führen diese zu „Lücken“ in der Neuromotorik und Wahrnehmung. „Lücken“ bzw. Defizite in der Neuromotorik und Sensorik führen dazu, dass das Kind im späteren Leben bei alltäglichen und schulischen Aufgaben mehr Aufmerksamkeit brauchen wird, als andere Kinder, was einen Mehraufwand bedeutet, sowohl für das Kind als auch für die Eltern.

Als „neuromotorisch unreif“ werden Kinder bezeichnet, die zwar gesund und normal intelligent sind, aber in den Bereichen Lernen und Entwicklung Verzögerungen bzw. Schwierigkeiten haben. Verhaltens- und Lernauffälligkeiten sind oft die Folge. Ursache einer neuromotorischen Unreife können bestehende frühkindliche Reflexe sein.

Für eine pädagogisch wertvolle Förderung im Säuglings- und Kleinkindalter sollten daher möglichst frühzeitig Abweichungen im neuromotorischen Aufrichtungsprozess erkannt und therapiert werden.


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